2021 // Top 20 Alben des Jahres von Albert – Jahresrückblick Part 1

Jahresrückblick 2021: Hier ist Alberts Liste mit seinen 20 besten Alben 2021. Christophers Top 50 und Top 100 Songs folgen. Außerdem erscheint noch eine Bonus-Liste der beiden mit den besten Reissues. Den Jahresrückblick in Podcast-Form hört ihr als Feature 20 ab dem 18. Dezember.


 

20
Nite Jewel
No Sun

Gloriette

Ramona Gonzalez aka Nite Jewel hat ein Breakup-Album gemacht, bitter in den Texten, aber gar nicht so bitter in der Musik. Es sind sehr minimalistische Songs, die um kleine Synthesizer-Melodien aufgebaut sind, Gesang, ein Beat, ein paar unterschwellige experimentelle Effekte. Man wagt es gar nicht als Electro-Pop zu bezeichnen. Ist es aber trotzdem.

19
Anika
Change

Sacred Bones

Erst das zweite Album von Annika Henderson unter ihrem Künstlernamen Anika und das erste Anika-Album mit Eigenkompositionen. Es ist die perfekte Synthese aus dem besten der „alten“ Anika der frühen 10er-Jahre, aus ihrer Band Exploded View und aus einer Prise Pop, Pop noir.

18
Hiro Kone
Silvercoat The Throng

Dais

Ein wahnsinniges elektro-akustisches Amalgam aus Industrial Techno, Ambient, Avantgarde und Neuer Musik. So klingt das vierte Album der experimentellen Produzentin Hiro Kone aus New York

17
Moritz von Oswald Trio
Dissent (Chapter 1 – 10)

Modern Recordings

Laurel Halo ist jetzt Mitglied des Moritz von Oswald Trios. Das ist nicht nur toll, sondern scheint der Musik des Trios auch neue Impulse zu geben: abstrakte, experimentelle Sounds, und verschachtelte Rhythmen im permanenten Flow, irgendwo zwischen Dub-Techno, Ambient und Afro-Beat-Einflüssen.

16
Jean-Michel Jarre
Amazonia
Columbia

Synthesizer-Pionier Jean-Michel Jarre ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich als Teenager begonnen habe, mich für elektronische Musik zu begeistern. Mit der Heldenverehrung war es dann Anfang der 80er-Jahre vorbei, als Jarre immer banalere Alben herausgebracht hat, die selbstverständlich immer erfolgreicher wurden. Ich hätte nicht gedacht, dass er mich noch einmal begeistern kann. „Amazonia“ ist der Soundtrack zu einer Ausstellung von Bildern des Amazonas. Ein klassisches Ambient-Album, das mit Fieldrecordings angereichert wird, Wasserplätschern, Windgeräusche, Tierlaute und ethnische Gesänge. Ein sehr poetisches Album!

15
Emma-Jean Thackray
Yellow
Movement

Auf das Debütalbum der englischen Multiinstrumentalistin, Bandleaderin und Produzentin haben viele gewartet dieses Jahr. Das ist genau diese Art von Jazz not Jazz, die ich so liebe. Ein wilder Ritt durch Spiritual-, Cosmic-, Psychedelic- und Soul-Jazz mit manchmal kurzen Ausflügen in den oldschooligen House.

14
Sky H1
Azure

AD93

Ein wunderbar eigenwilliges Album, auf dem die unterschiedlichsten Stile von einer düsteren technoiden Grundstimmung zusammengehalten werden. dass Produzentinnen wie SKY H1 leisten einen aktiven Beitrag zur Entwicklung der Musik, weil sie sich nicht mit den vorgegebenen Mustern begnügen, sondern Wege suchen, die rechts, links und oben und unten am allgemeinen Konsens vorbeiführen und damit Türen aufstoßen für neue Richtungen. Amen.

13
Yu Su
Yellow River Blue

Music From Memory

Ein heißer Tipp von Kollege Christopher, für den ich ewig dankbar sein werde. Die chinesische Produzentin arbeitet an einer Art von Programmmusik, die den Yellow River in China zum Thema hat. Das ist Moodmusik mit schönen Oldschool-Synthesizern und polyrhytmischen Patterns, man könnte auch Ambient sagen, weil Ambient in vielen Ausprägungen existiert, auch mit dezenten Beats und Basslines wie hier.

12
Ben Lamar Gay
Open Arms To Open Us

International Anthem

Im Albumtitel steckt schon die Botschaft: Man muss offen sein für komische Musiken, wenn man sie mit offenen Armen aufnehmen will. Der Multiinstrumentalist (Cornet, Keyboards, Percussion etc.) Ben Lamar Gay entwirft auf seinem Album OPEN ARMS TO OPEN US eine multistilistische Musik, die von Puristen wahrscheinlich nicht als Jazz bezeichnet werden würde

11
Makaya McCraven
Deciphering The Message

International Anthem

Makaya McCraven, Schlagzeuger, Bandleader und Artist auf meinem Lieblings-zeitgenössischen-Jazz-Label International Anthem kommt nach seiner letztjährigen „Reimagisierung“ der Musik des großen Gil Scott-Heron mit einer weiteren Umdeutung historischer Vorbilder. McCraven hat klassische Tracks des legendären Jazz-Labels Blue Note gesampelt, in handliche Loops verwandelt und spielt mit seiner Band dazu. Dabei kommt eine neuartige Jazz-nahe Musik heraus, für die auch noch eine Bezeichnung gefunden werden muss.

10
Low
Hey What

Sub Pop

Die Musik von Mimi Parker und Alan Sparhawk höre ich fast von Anfang an, also seit fast 30 Jahren. Mit „Hey What“ haben Low ihre alten und jüngeren Markenzeichen (der zweistimmige Harmoniegesang aus ihrer Slocore-Frühzeit und der verstärkte Einsatz von Ambience und Störgeräuschen,den sie in den Nullerjahren etabliert haben) auf die Spitze getrieben. Die Zerstörung musikalischer Schönheit durch Dissonanzen und Verzerrungen. Herrlich!

09
Dean Blunt
Black Metal 2

Rough Trade

Dean Blunt hat sich immer mal wieder gegen die Etikettierung von Musik ausgesprochen. Aus gutem Grund, weil seine eben auch schlecht einzuordnen ist. Ein Versuch der Einordnung: „Black Metal 2“ ist ein Meisterwerk an minimalistischem Art-Folk-Pop. Diesmal relativ zugänglich und gar nicht so skizzenhaft wie auf vielen seiner EPs und 12-Inches, aber immer noch meilenweit entfernt von dem was ein „normaler Mensch“ und einem richtigen Song versteht.

08
Vivian Koch
Beyond Contact

AD93

Ein Wahnsinnsalbum, irgendwo zwischen Deep House und organischem Ambient angesiedelt. Es gibt viele bunte Melodien, manchmal sogar poppige Ansätze und viele wolkige Synthesizersounds und ganz wenige Elemente, die sich in den Club verirrt.

07
Grouper
Shade

Kranky

Der Ambient-Dream-Folk-Pop hat einen Namen: Liz Harris, die als Grouper (deutsch: Zackenbarsch) Musik macht. Ihr zwölftes Album „Shade“ bringt ein fast neues Grouper-Gefühl: Ein Mix aus akustischen und elektrischen Songs, manche sind hinter einer Mauer aus Hall und Ambience versteckt, andere kommen ohne elektronische Nachbehandlung aus, weil der natürliche Raum als Ambience-Quelle funktioniert. Wie immer ganz großartig.

06
Joy Orbison
still slipping vol. 1

Hinge Finger

Joy Orbison arbeitet seine musikalischen Einflüsse im Rahmen seines ersten Albums auf, das der Künstler selbst tiefstapelnd als Mixtape bezeichnet haben will. Und er präsentiert dabei wie aus dem Handgelenk geschüttelt eine Sammlung von Tracks, die von Post Dubstep, House, Garage, HipHop, Techno beeinflusst sind und in ihrer Gesamtheit einen wahnsinnig homogenen Eindruck hinterlassen.

05
Mustafa
When Smoke Rises

Regents Park Songs

Eine der Neuentdeckungen des Jahres: Mustafa, 25-jähriger Produzent aus Toronto, Kanada, der mit seinem Debütalbum „When Smoke Rises“ einen Hybriden aus urbanem Folk, HipHop und ganz dezenten elektronischen Elementen gemacht hat. Acht Songs, kurz und knackig (24 Minuten Spieldauer) und acht Produzenten, darunter Jamie xx, James Blake und Sampha.

04
Emma Ruth Rundle
Engine of Hell

Sargent House

Ein Kunde eines großen Online-Händlers beklagt sich in seiner Rezension über „Engine Of Hell“ von Emma Ruth Rundle, „weil es wirklich sehr langweilig geworden ist und zu keiner Zeit überrascht.“ Wenn eine Künstlerin, die normalerweise für Ambient-Doom-Folk-Indie-Rock steht, ein Album mit ultraminimalistischem Folk, nur mit Klavier, Gitarre und Gesang aufnimmt, kann man das schon als überraschend empfinden.

03
Roscoe Mitchell
Dots – Pieces For Percussion And Woodwinds

Wide Hive Records

Roscoe Mitchell darf man getrost als Legende bezeichnen. Der 81-jährige Multiinstrumentalist hat 1967 die Free-Jazz-Wunderband Art Ensemble Of Chicago mitgegründet und bringt im Jahr immer noch zwei bis drei Platten heraus, die in ihrer Experimentierlust seinen frühesten Platten in nichts nachstehen. „Dots – Pieces For Percussion And Woodwinds” ist ein Soloalbum, 2021 im „Lockdown” aufgenommen, frei improvisiert mit viel Percussion (Gongs, Glocken, Becken) und stellenweise mit Saxophon overgedubbt. Pure Klangforschung und ein wahnsinnige impressionistische Hörerfahrung.

02
Floating Points / Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra
Promises

Luaka Bop

Ein Heldentreffen. Saxophonist Pharoah Sanders, mittlerweile 81 Jahre alt und einer der letzten Überlebenden der Free-Jazz-Revolution der frühen 60er-Jahre, und Sam Shepherd aka Floating Points, sehr viel jüngerer Produzent von advanced Electronics, der mit seinem Debütalbum „Elaenia“ 2015 bereits seine Nähe zu einer Art von Electronic-Ambient-Jazz bewiesen hat. Beide zusammen haben mit dem London Symphony Orchestra einen fortlaufenden Strom an Klangfarben geschaffen, bei dem weder Melodien noch Beats eine Rolle spielen.

01
Madlib
Sound Ancestors (Arranged by Kieran Hebden)

Madlib Invazion

Ein Dokument der Arbeitsteilung, aber auch eines der Liebe zur Musik. Aus Stunden von Sample-lastigen Aufnahmeskizzen, die Madlib über die Jahre gemacht hat, hat Kieran Hebden, hier besser bekannt als Four Tet, ein Album destilliert. Es ist ein Tribut an die musikalischen Vorbilder von der beiden, eine wahnsinnige Fusion der unmöglichsten Musiken: Instrumental HipHop, Soul, Oldschool-R&B, Garagenrock, Spiritual und Free Jazz, Afro-Beat, Psychedelia, Reggae, Latin-Music und alles schön geerdet in den Beats von Madlib

1 comment on “2021 // Top 20 Alben des Jahres von Albert – Jahresrückblick Part 1

  1. Bei Christopher hätte ich ja verstanden, dass ich keines der genannten Alben kenne.
    Muss ich mir jetzt Sorgen machen? Um mich? Um Albert?

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