2024 // Jahresrückblick – Melanies Top 50 Alben des Jahres

Der Jahresrückblick von Track17 geht weiter. Heute bekommt ihr die Top 50 Alben des Jahres von Melanie.

Next up: Christophers Top 50 Alben am Montag.

50 – 46

50 // Dizzee Rascal – Don’t Take It Personal
49 // Petit Bureau – Bear’s Brain
48 // Soft Spot – Soft Spot
47 // Low End Activist – Municipal Dreams
46 // Die Verlierer – Notausgang

UK Hip Hop is alive and well und das beweist auch Dizzee Rascal auf seinem verspielten achten Studioalbum “Don’t Take It Personal”. Verschroben geht es im art-poppigen Bärengehirn von Petit Bureau zu, während Soft Spot geradezu sanft und zärtlich die Genregrenzen des Jazz ausloten. Low End Activist nimmt uns mit auf eine Reise in die düsteren Ecken Oxfords und die Verlierer lotsen uns durch den Notausgang, hinter dem klassischer und doch frischer deutschsprachiger Punk Rock auf uns wartet.

45 – 41

45 // Yu-Ching Huang – The Crystal Hum
44 // Fink – Beauty In Your Wake
43 // Soccer Mommy – Evergreen
42 // Lupe Fiasco – Samurai
41 // Sega Bodega – Dennis

Verträumte Pop-Experimente aus dem Schlafzimmer kredenzt uns Yu-Ching Huang. Fink versinkt in introspektiven Singer-Songwriter-Gefilden. Taschentücher raus heißt es bei Soccer Mommy, die auf “Evergreen” den Tod ihrer Mutter verarbeitet. Lupe Fiasco beweist, dass er auch nach fast 20 Jahren Szene-Zugehörigkeit noch einer der spannendsten Rapper ist und Sega Bodega entführt uns in melancholische, zitternde Elektronik-Klangwelten.

40 – 36

40 // Allie X – Girl With No Face
39 // Actress – Statik
38 // FaltyDL – In the Wake of Wolves
37 // Basak Günak – Rewilding
36 // Alix Perez – Entanglements

Synthpop und Body Disphoria gehen bei Allie X Hand in Hand, bei Actress hingegen stehen spooky Beats im Vordergrund, die – natürlich – gerne über Bande gespielt werden. FaltyDL baut Layer um Layer auf “In the Wake of Wolves” und Basak Günak beschäftigt sich mit Verlust und Vergänglichkeit auf ihrem dystopischen Album “Rewilding”. Gut, dass Alix Perez zur Stelle ist, um auf “Entanglements” musikalisch auszupacken, was die geneigte Hörer*innenschaft im wahrsten Sinne des Wortes glücklich macht.

35 – 31

35 // Shobek – Supersuspicions
34 // Julia Holter – Something in the Room She Moves
33 // gum.mp3 – Black Life, Red Planet
32 // Mannequin Pussy – I Got Heaven
31 // HOMESHAKE – CD Wallet

Bislang unbekannte Verbindungen zwischen Post-Hardcore, Post-Punk und Black Metal knüpfen die mysteriösen Shobek. Gewohnt experimentell geht es bei Julia Holter zu – mit viel Introspektive zum Thema Mutterschaft, das uns dieses Jahr des Öfteren über den Weg lief. Jazz-Rap und Drum’n’Bass werden von gum.mp3 zu einem unerwareten Rendezvous geladen während Mannequin Pussy damit beschäftigt sind, Indie Rock und Hardcore Punk zu mischen. Mac DeMarco but make it depressive, dachte sich HOMESHAKE, der uns mal wieder mit einem tollen Bedroom Pop-Album beschenkt.

30
Kate Carr
Midsummer, London

Ticket lösen, Platz in der Tube nehmen und ab geht die wilde Fahrt durch London. Kate Carr nimmt uns an einem heißen Abend mit durch die britische Hauptstadt und gewährt mit ihren Field Recordings einen spannenden Einblick in den Mikrokosmos Metropole.

29
Sierra Ferrell
Trail of Flowers

Country ist ja ein nicht so ganz einfaches Thema. Umso größer ist meine Freude, wenn ich auf ein gutes Country-Album stoße – und das war in diesem Jahr “Trail of Flowers” von Sierra Ferrell. Auf die denkbar unorthodoxeste Weise interpretiert Ferrell hier klassischen Country und wenn man ganz genau aufpasst, hört man im Hintergrund die leisen Geräusche der Pferdehufe. Da bin ich mir sicher.

28
Lifecrusher
In Death, We All Rot the Same

Erfinden Lifecrusher das Hardcore-Rad neu? Nein. Ist das schlimm? Nein! Das Debütalbum “In Death, We All Rot the Same” hat Kraft, Wut und Druck und damit schon mal die drei wichtigsten Zutaten für ein gutes Punk-Album. This fucking slaps, würde das Internet sagen.

27
Everything Everything
Mountainhead

Everything Everything experimentieren sich weiterhin fröhlich durch ihre Pop-Fahrbahn, ohne dass dabei auch nur ansatzweise Langeweile aufkommen würde. Und “Mountainhead” hat sogar einige Argumente dabei, das beste Release der Band seit “Get to Heaven” zu sein.

26
Laura Marling
Patterns in Repeat

Singer-Songwriter und Folk können fiese Genres sein, wenn sich dahinter der Typ verbirgt, der dir am Lagerfeuer seine Akustik-Interpretation von “Wonderwall” vorspielen will. Doch beherbergen diese Begriffe eben auch die wundervollen Melodien, die Laura Marling ihrer Gitarre entlockt – garniert mit wunderschönen, schlauen Lyrics.

25
Jlin
Akoma

Es dürfte physisch unmöglich sein, nicht zu tanzen, wenn man “Akoma” von Jlin hört. Auch 2024 bleibt Footwork eines der spannendsten Genres in der Musikwelt und auch 2024 entdecken wir noch neue Ecken und Klänge in diesem wahnsinnigen Mix aus Elektronik, HipHop und House. Einmal alles mit extra scharf, bitte.

24
Skee Mask
Resort

Es ist Sommer, es ist heiß. Der Schweiß rinnt auch bei kleinster Bewegung. So klingt Skee Masks gekonnter Mix aus Ambient und IDM, was den perfekten Soundtrack für den beginnenden Sommer bescherte.

23
Bolis Pupul
Letters to Yu

Ein besonderes Privileg war es in diesem Jahr, in den Koffer von Bolis Pupul schlüpfen zu dürfen, der uns mit auf eine Reise nach Hongkong nahm und dort den Wurzeln seiner Mutter nachspürte. Das fiel mal zart, mal dampfwalzig aus – und das muss man auf einem Album ja auch erstmal kollisionsfrei unterbringen. “Completely Half” firmierte am Ende sogar unter den Hits des Jahres.

22
Kelly Moran
Moves in the Field

Bei Klaviermusik driften die Gedanken gerne mal davon. Nicht so bei Kelly Moran, die mit “Moves in the Field” ein derart spannendes Album darbietet, dass sich Konzentrationsverlust wirklich verbietet. Mal melancholisch, mal euphorisch begleitete es perfekt den aufkeimenden Frühling.

21
Erika de Casier
Still

Eiskalten R’n’B serviert Erika de Casier auf ihrem dritten Studioalbum “Still”, auf dem mit They Hate Change, shy girl und Blood Orange auch einige namhafte Features zugegen sind. Sade meets Aaliyah könnte man da plakativ drüber schreiben, wenn de Casier cool und distanziert über klassische Themen des Genres, wie Liebe, Beziehungen und Leidenschaft singt.

20
Roc Marciano
Marciology

Die Verarbeitung von Filmmusik und -zitaten hat Tradition im HipHop und die führt Roc Marciano auf “Marciology” ruhmhaft fort. New York scheint durch jeden Beat hindurch und spooky Drumless-Elemente werden nahtlos mit klassischen East Coast HipHop verbunden. Das ergibt ein homogenes Album, das auch nach zwei Dutzend Durchläufen nicht langweilig wird.

19
Soela
Dark Portrait

Irgendwo zwischen Café del Mar und melancholischer Verstimmung zeichnet Soela ihr “Dark Portrait” aus House, Ambient und dreamigen Melodien. Darauf muss man sich einlassen können – und wenn man das schafft, darf man wohlig versinken in diesem wunderschönen, introspektiven Release.

18
Kamasi Washington
Fearless Movement

Hereinspaziert in den Proberaum von Kamasi Washington, der uns gemeinsam mit seinen zahlreichen Gäst*innen an seinem in Töne gegossenen Liebesbrief an schwarze Musik teilhaben lässt. Fans von Jazz, Funk und Soul kamen in diesem Jahr sicherlich nicht an “Fearless Movement” vorbei. Und auch André 3000 war mit seiner Flöte vertreten!

17
Shabaka
Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace

Als Shabaka Hutchings verlauten ließ, dass er das Saxofon erstmal ruhen lässt, war das im ersten Moment vielleicht nicht unbedingt eine positive Nachricht für Jazz-Fans. Doch “Perceive Its Beauty, Acknowledge Its Grace” beweist, dass Hutchings auch an der Flöte zu begeistern weiß und stößt die Tür zu wild wuchernden, anrührenden New Age-Sounds auf. 

16
Floating Points
Cascade

Ein paar Synthies hier, ein paar Bässe da – und dann eine große Prise Floating Points-Magie. Genau deshalb ist “Cascade” kein stinknormales House-Album, sondern hat eben das gewisse Floating Points-Extra. Besonders kommt das in Songs wie “Ocotillo” zum Vorschein, die auf eine Reise durch circa 12 Millionen verschiedene Einflüsse einladen.

15
Adrianne Lenker
Bright Future

Intimer als “Bright Future” von Adrianne Lenker wurde es dieses Jahr nicht. Eben noch denkt man sich “hach, wie schön” – und dann kommt Lenker mit einer so gewaltigen Portion Traurigkeit um die Ecke, dass es einen umhaut. Doch verzeiht man es ihr gerne, wenn der nächste Song schon wieder die metaphorische Kuscheldecke ausbreitet.

14
Jamie xx
In Waves

Zugegeben: an das Vorgängeralbum “In Colour” kommt die neue Platte von Jamie xx namens “In Waves” vielleicht nicht ganz heran. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass überhaupt nur ganz wenige Alben an “In Colour” heranreichen. Überraschungen hält “In Waves” nicht unbedingt für uns bereit. Dafür aber ganz große, emotionale Momente wie beispielsweise bei “Waited All Night” mit tatkräftiger xx-Verstärkung.

13
JPEGMAFIA
I LAY DOWN MY LIFE FOR YOU

JPEGMAFIA setzt seine HipHop-Experimente fort und bedient sich auf “I LAY DOWN MY LIFE FOR YOU” fröhlich an Rock- und Metal-Schnipseln. Selbst AI-Elemente waren vor ihm nicht sicher, was im Internet durchaus kontrovers diskutiert wurde. Zu unrecht, wie ich finde, wenn der Einsatz von AI mit so viel Köpfchen geschieht wie auf dem wahnsinnig guten Song “either on or off the drugs”. Chaos und so etwas ähnliches wie Ruhe drücken sich auf dem Album die Klinke in die Hand, sodass für alle Geschmacksrichtungen etwas dabei sein dürfte.

12
Caoilfhionn Rose
Constellation

Ein Album, das beobachtet und kleinste Details in der Umgebung bemerkt und wiedergibt. Wie ein Teleskop, das in den Nachthimmel gereckt wird. Das ist “Constellation” von Caoilfhionn Rose – eines der leiseren, zarteren Highlights in diesem Jahr. Roses Stimme und das Klavier schweben quasi durch das Album und wir sitzen und staunen.

11
Alva Noto
HYbr:ID III

Der dritte Teil von alva notos HYbr:ID-Reihe heißt überraschenderweise “HYbr:ID III” und entführt uns in eine dystopische Zukunft, die von Kälte und dem japanischen No-Theater geprägt ist. Gute Laune macht dieses IDM-Album eher nicht. Muss doch aber auch nicht sein, bei einer so dichten, ausgeklügelten Atmosphäre.

10
gyrofield
A Faint Glow of Bravery

Der Drum’n’Bass der Nullerjahre ist aus verschiedensten Gründen etwas an mir vorbeigezogen. Zum Glück zaubert ihn gyrofield auf ihrem aktuellen Album wieder aus dem Hut – garniert mit diversen Einflüssen weiterer Club-Genres. Wer sich schon immer gefragt hat, wie die Nacht eigentlich klingt, wird auf “A Faint Glow of Bravery” seine Antwort finden.

9
Vince Staples
Dark Times

Der Name ist Programm auf Vince Staples’ “Dark Times”, dem letzten Album des kalifornischen Rappers, das auf Def Jam erscheint. Während die Beats gar nicht unbedingt immer allzu düster anmuten, sind die Texte ein melancholischer innerer Dialog, an dem wir glücklicherweise Teil haben dürfen.

8
Denzel Curry
King of the Mischievous South Vol. 2

Vielseitigkeit hat einen Namen und das ist Denzel Curry. Der Rapper aus Florida hat überhaupt keine Probleme damit, ein nachdenkliches, zerbrechliches Album wie “Melt My Eyez See Your Future” zu veröffentlichen und als nächstes eine Hymne an Southern HipHop und Memphis Rap in Form von “King of the Mischievous South Vol. 2” rauszuhauen. Ein Party-Album von der ersten bis zur letzten Minute.

7
Die Nerven
Wir waren hier

Die Nerven sind momentan in meiner Welt die beste deutschsprachige Band und das stellen sie auch unter “Wir waren hier” wieder unter Beweis. Zwar kommt das Album nicht ganz an “Fake” von 2018 heran, doch die Hit-Dichte ist auch bei diesem Release derart hoch, dass sich die Stuttgarter ohne Probleme in die Top 10 lärmen.

6
Koki Nakano
Ululo

Grenzen, Entfernungen, Unerfüllbarkeit – gegossen in eine halbe Stunde kontemporäre Klassik. Koki Nakano und seine fantastischen Gäst*innen verzaubern auf “Ululo”, zeigen unsere Unterschiede auf, aber auch unsere Gemeinsamkeiten. Mühelos verknüpfte Nakano seine Klaviermelodien mit Rap, Soul und Pop und veröffentlichte damit eines der Alben des Jahres.

5
Bat For Lashes
The Dream of Delphi

Schöner als auf “The Dream of Delphi” hat Natasha Khan aka Bat For Lashes vielleicht noch nie gesungen und so ist es keine Überraschung, dass das Album, das ihrer Tochter gewidmet ist, sogar um den Titel des besten Bat For Lashes-Album überhaupt konkurriert. Wie gewohnt erwartete uns Art Pop, jedoch mit einem stattlichen Anteil Ambient. Und der steht Khan außergewöhnlich gut.

4
Beth Gibbons
Lives Outgrown

Gar nicht wie Portishead und irgendwie trotzdem voll wie Portishead klingt Beth Gibbons’ “Lives Outgrown”, das streng genommen ihr allererstes Solo-Album ist. Tod und Vergänglichkeit werden hier auf tribale Weise besprochen. Es knirscht, knarzt und flüstert tief aus dem Unterholz zu uns. Unheimlich, ungemütlich – und doch wunderschön.

3
Warm Exit
Ultra Violence

Verschluderter Post-Punk, der durch eine kalte, graue Großstadt schlendert und nicht weiß, um welche Ecke er als nächstes biegen möchte. Warm Exit aus Belgien waren für mich DER Geheimtipp des Jahres und haben dieses Jahr ein besseres Idles-Album als die Idles selbst abgeliefert. Insbesondere “Damages Become a Necessity” haut dermaßen auf die zwölf, dass es folgerichtig einer der besten Songs des Jahres ist.

2
Justice
Hyperdrama

Dass Justice noch einmal ein Album veröffentlichen würden, das ein Jahr für mich prägen sollte, hatte ich wirklich nicht auf meiner Bingo-Karte. Doch genau das hat “Hyperdrama” geschafft. Es klingt so eindeutig nach Justice und gleichzeitig trotzdem so modern. Es gibt keine Sekunde Füllmaterial. Die Features sind großartig. Need I say more?

1
salute
TRUE MAGIC

So würde es sich vermutlich anfühlen, wenn man in einen 80er-Jahre Werbespot für Autos geworfen worden wäre. Grell, laut, bunt, schnell. “TRUE MAGIC” ist salutes Liebeserklärung an UK Garage, Future Garage…ach, einfach an die Tanzfläche im Allgemeinen. Und damit hat salute dieses Jahr mal eben das Prinzip “Sommerhit” ausgehebelt, denn statt einem einzelnen Song ist das ganze Album ein Sommerhit, das nur einen Weg kennt, nämlich nach vorne.

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