2021 // Top 50 Alben des Jahres von Christopher – Jahresrückblick Part 2

Hier ist Christophers Liste und Playlist mit den 50 besten Alben 2021. Morgen erscheinen seine Songs des Jahres und hier geht’s zu Alberts Liste. Den Jahresrückblick in Podcast-Form hört ihr ab dem 18. Dezember.


 

50 – 46

Nur zu Eurer Information, die neue Platte von FYI Chris hat mit EARTH SCUM stylischen Spoken-Word-Bass dabei, während Kedr Livanskiy auf LIMINAL SOUL zweisprachig russische Breaks der 90er in ein Dream-Pop-Hemd steckt und Leif auf 9 AIRS knisternd-knusprigen Ambient-House für die kalte Jahreszeit serviert. Superabundance, das neue Projekt von Max D, strahlt mit ihrem selbstbetitelten Album jede Menge Euphorie mit perkussivem Rave aus und KMRU sammelt seine dronigen Field Recordings für LOGUE.

 

45 – 41

Die RnB/Pop-Slowburner von Tirzah beweisen auf COLOURGRADE Stärke durch Verletzlichkeit, ein sehr spezielles Konzeptalbum legt der Chinese Howie Lee mit seiner abstrakt-utopischen und außergewöhnlichen Electronica auf BIRDY ISLAND vor, Produzentin Eris Drew kümmert sich auf QUIVERING IN TIME um nichts als den Tanzflur und rekontextualisiert dabei mit wuchtigen Tracks die Filmgeschichte, während Helado Negro seinen rumpeligen Funk-Pop auch auf FAR IN wieder mit jeder Menge Charme ausstattet und Shackleton seine doomy Ambient- und Bass-Tracks wieder mit Gespenstern als Zielgruppe erdacht hat.

 

40 – 36

Der japanische Vaporwave-Cartoon-Pop des Synth-Duos CRYSTAL klingt exakt so wie das Cover zu REFLECTION OVERDRIVE aussieht und das ist auch gut so. Spring kleiner Delfin, spring. Jenny Hval hat mit den Lost Girls ausufernden bis kühl-düsteren Electro-Pop auf MENNESKEKOLLEKTIVET zu bieten und Erika de Casiers sanfter RnB-Pop ist auch auf ihrem zweiten Album SENSATIONAL näher am MTV der 2000er als jede andere Künstlerin zurzeit. Ka bleibt mit A MARTY’RS REWARD und minimalsten Mitteln der unantastbare Rap-Poet und Dean Blunt macht halt sein Ding und wir sollten das besser nicht weiter hinterfragen. Siehe BLACK METAL 2, das Weird-Pop-Sequel, das wir alle gebraucht haben.

 

35 – 31

Floating Points baut Jazz-Legende Pharoah Sanders eine akustische Bühne in neun Sätzen und ich sitze staunend davor. PROMISES hielt sie halt alle. Etwas mehr Wut im Bass-Tank hatte The Bug mit seinem grim(e)migen Abriss des UKs 2021 namens FIRE. Sissi Rada lässt experimentelle elektronische Musik und ihre Harfe auf NANODODIAMOND zu Wort kommen, während Moin mit Moot, naja, Mut bewiesen, weil sie battles-eske und Haken schlagende Instrumentals und Vocal-Samples zusammenbrachten. Und Pauline Anna Strom durfte ihr Comeback leider nicht mehr erleben. ANGEL TEARS IN SUNLIGHT, ihr erstes New-Age-Synth-Album nach 30 Jahren, erschien kurz nach ihrem Tod.

 

30
Elsa Hewitt
Lupa

Tompkins Square

In London bastelt Elsa Hewitt an kleinen, knackenden Pop-Not-Pop-Songs, die lieber eine Kurve zu viel als zu wenig schlagen, wenn es darum geht bei einem elektronisch verformten Ohrwurm zu landen. Tracks wie das klick-klackende „Inhaler“, für das ein Four Tet vor 10 Jahren schon seine Lockenpracht veräußert hätte, verschönern jede Jahres-Liste.

29
Makthaverskan
För Allting

Through Love Records

Wie zuverlässig kann man eigentlich alle 4 Jahre ein jangelnd-vernebeltes Gitarren-Pop-Kleinod veröffentlichen? Das bisschen Hall, die angespitzten Gitarren, Melancholie und Euphorie, die nur einen Drumschlag auseinanderliegen. Die Schwed:innen mit dem Namen, den ich JEDES MAL google, bevor ich ihn tippe, können The Organ, können Cocteau Twins (nicht gegoogelt), können wohl alles.

28
Moritz von Oswald Trio
Dissent

Modern Recordings

Es ist eigentlich verboten, Begriffe wie Club-Musik und Jazz in einem Absatz unterzubringen. Es kann nur Missverständnisse hageln (siehe L***e-Musik). Versuchen wir es so: Das Trio, in dem jetzt auch Laurel Halo geniale Dinge tun darf, trägt ihre vom Staub gezeichnete Abendgarderobe auf der Bühne einer Club-Ruine und schaut lieber in die Zukunft als in die müden Augen der Tänzer:innen.

27
Sophia Kennedy
Monsters

City Slang

Der Avant-Pop von Sophia Kennedy ist mühelos und so elegant umwerfende Musik, die ein ganzes Jahrhundert umspannt und sich in den alten wie neuen Zwanzigern wohlfühlt und immer wieder – teils innerhalb der Songs – doch noch für ein anderes Genre und eine andere Stimmung entscheidet. Warum? Naja, weil sie kann?

26
Loveshadow
s/t

Music From Memory

Man glaubt dieses Album durchschauen zu können, aber niemals, trotz der ach so bekannten pastellfarbenen Sonnenbrillen-Cocktail-Stimmung und der Nebelmaschine in der Ecke, hätte dieses Album so vor 40 Jahren erscheinen können. Es emuliert eine Nostalgie für eine Zeit, die unsere Generation gerne behauptet erlebt zu haben und klingt dabei unwiderstehlich.

25
Lone
Always Inside Your Head

Greco Roman

Nach vier Jahren Dauer-Party in Form von Breakbeat-Platten und diverser Rave-Zwölfer ist es auch für Produzent Lone dann mal gut. Der Cooldown kommt in Form von Dream-Pop-Einflüssen, die in seinem bislang achten Album den sonst so strahlenden Rave-House entschleunigen.

24
Virginia Wing
private LIFE

Fire

Es ist 1986, Du hast ein Saxofon gefunden und brichst damit in einen Spielzeugladen ein, badest in einem Planschbecken aus Konfetti, weinst ein bisschen und dann lachst Du ein bisschen, weil Du Dich an einen Witz erinnerst, während Du einem Plüschaffen eine Trommel wegnimmst, um darauf obskure Art-Pop-Songs zu schreiben. Das ist private LIFE.

23
Madlib
Sound Ancestors

Madlib Invazion

Ich möchte, dass Kieran Hebden mein Leben arrangiert. Könnte es da bitte ein Format geben? Four Tet hat für Kollege und Beat-Maestro Madlib Sounds, Tracks und überhaupt jede Menge Musik erhalten und daraus mit ihm Edits gebaut und damit ein Album. Klar, die Hilfe hätte ein Madlib nicht nötig, aber vielleicht öffnet dieses wunderbare crispe Beat-Tape ja Tür und Tor für ein Rematch.

22
Bruxas
Muscle Memory

Dekmantel

Jacco Gardner und Nik Mauskovic bauen ihr Fitti in den entlegensten Dschungel des entferntesten Kontinents und gepumpt wird zu nichts anderem als Psych-krautige Zeitlupen-Balearic-Disco für den nächsten Weltraum-Urlaub. Aus den Geräten tropft der Schweiß der letzten 40 Jahre analoger Maschinen-Liebe und wir tanzen so langsam es nur menschenmöglich ist.

21
Nation of Language
A Way Forward

PIAS

Kraftwerk haben ihre Maschinen in den Subways von Brooklyn vergessen und 40 Jahre später kritzelt das Trio Nation of Language P O P auf jeden Knopf. Ein Jahr nach dem hervorragenden Debüt steigen die drei tiefer hinab in die Welt des Computer-Pop, um ihre hymnischen Synth-Pop-Tracks zu designen. Ich kann die nächste Kollektion kaum erwarten.

20
Low
Hey What

Sub Pop Records

Wer gerne Youtube-Compilations von in sich zusammenkrachenden Wolkenkratzern in Zeitlupe anschaut und darin eine erhabene Schönheit erkennt, die den Tag „satisfying“ in der Beschreibung verdient, der verliebt sich in die neue Konsequenz von Low. Über 30 Jahre, mehr als ein Dutzend Platten und durch ihren Hang zur schroffen Schönheit gewinnen sie immer noch Fans dazu (mich z.B.)

19
Andy Stott
Never The Right Time

Modern Love

Ein Album-Titel als perfekte Ausrede. Pfand nicht weggebracht? Nicht zurückgerufen? „Never The Right Time“. Was nach einer verlorenen Seinfeld-Folge klingen mag, hatte persönlichere Gründe für den Produzenten aus Manchester, der seinen schwarz/weißen-Bass- und Dub-Momenten dank der Vocal-Arbeit von Alison Skidmore wieder jede Menge Eleganz verleiht.

18
Fuga Ronto
Greatest Treasures

Phantom Island

Auf dem Schweizer Label Phantom Island passieren die abgefahrenensten Dinge und es wird Zeit, dass das zwei Jahre nach der sensationellen Single „Run For My Honey“ von The Gagosians endgültig alle mitbekommen. Obskurer tropisch-schwitziger Boogie-Pop für angeschwipste Mitternachtsstunden.

17
Dry Cleaning
New Long Leg

4AD

Nein, die Post-Punk-Band um die sprechsingende Observations-Meisterin Florence Shaw macht auf ihrem ersten Album nicht groß etwas anders als auf den zwei (sehr guten) EPs, aber noch geht diese lakonisch-desinteressierte Formel bestens auf und Abnutzungserscheinungen liegen weit entfernt.

16
Lauer
Answers 2 Trouble

Permanent Vacation

„Make It Stay“ ist DER Sommerhit schlechthin gewesen und da sprachen wir noch nicht einmal über das beste irgendwas-mit-alten-PCs-Video seit Paul Rudds Celery Man. Bollernder 80s-Goth-Pop, discoide Maschinen-Euphorie, viel Pop, viel Urlaub, viel Sonnenbrille. Aber Leute, „Make It Stay“!

15
Grouper
Shade

Kranky

Im Podcast lernte ich in diesem Jahr, das Liz Harris sich nach einem Zackenbarsch benannt hat und ihr solltet das auch wissen. Der tieftraurige Doom-Folk von Grouper erzählt eine mehr als eine Dekade andauernde Geschichte, bei der wir immer eine Etage tiefer tauchen müssen, um sie und damit uns zu verstehen. Großartig.

14
Sky H1
Azure

AD93

Ein spätes Highlight dieses Jahres ist der zisch-klickende Bass-, Drone- und Ambient-Park, den die Belgierin auf den Ruinen solcher Genres wie Drum n Bass, Jungle und Rave errichtet hat. Leute die damals in Instra:mental-Bettwäsche geschlafen haben jubeln.

13
Skee Mask
Pool

Ilian Tape

Knapp 100 Minuten auf sechs Plattenseiten, die im Eiltempo hektisch zitternde Tracks servieren, welche die Breakbeat-Luft des Labels atmen, dabei aber diese zweite luftige Ebene erlauben, auf dieser wunderschönen Melodien herumreiten dürfen. Diese Gegensätze, diese Melancholie der Maschinen. Umwerfend.

12
Anika
Change

Invada

Das zweite Solo-Album der Britin Annika Henderson versprach uns „Change“ durch mehr selbstgeschriebene Songs, mehr Klarheit, Fokus auf ihrer Stimme und mehr Optimismus in ihrem unterkühlt-dubbigen Wave-Pop. Ich hätte auch die nächsten zwei Alben ihrer Band Exploded View genommen, aber der erste Solo-Release nach acht Jahren war die genau richtige Idee.

11
Placid Angles
Touch The Earth

Figure

John Beltran muss nach über 30 Jahren im Business niemandem mehr etwas beweisen. Anstatt sich aber als Nachlassverwalter seiner eigenen Sounds zu verstehen, greift er zu gerne auf die Einflüsse der 10er-Jahre zurück um seine warne, entspannte Rave-Musik upzudaten. Hier ein Saxofon-Sample, da zitternder Aphex-IDM, da keifende Dschungel-Tiere.

10
Miljon
Don’t They Know

Studio Barnhus

Dream-Pop, House und Elektro-Pop von Lisa Milberg und Jon Bergström, bei dem mit Bedacht gespielte akustische wie elektrische Gitarren über chansongleiche und ausgebleichte kleine Pop-Perlen gestülpt werden. Habt ihr wirklich einen lauen Sommerabend am Kanal verbracht, wenn diese Platte nicht dabei lief? Flaschenpost-Disco nennen sie das. Es passt, weil Milbergs Stimme immer hinter einem Schleier uralter Mikrofone verschwindet. Ein Hauch Romantik des Vergangenen, des Ausgebleichten.

09
Squid
Bright Green Field

WARP

Squids spacige Form von Gitarren-Weirdness hat sie in den letzten vier Jahren zu einer meiner absoluten Lieblings-Bands und Teil des neuen heiligen Band-Trios werden lassen und dieses filigran wirkende Kraftpaket an Album ist nur der logische nächste Schritt. Sweaty Art-Rock, der all deine Lieblingsbands kennt und sie auf links dreht.

08
Yu Su
Yellow River Blue

Music From Memory

Ob Ambient, Downtempo, tropisch bis orientaler House, 80s Pop und Trip-Hop – die in Kanada lebende Chinesin Yu Su hat nach den ersten interessanten EPs der letzten Jahre ihr kleines unaufgeregtes Meisterwerk geschaffen, dass den titelgebenden Gelben Fluss ihrer Heimat zur Inspiration erklärt und die Pipa in ihr Soundkarussel setzt. Alles dreht sich, nichts bleibt am Ende des Albums am selben Ort. Acht Tracks wie kleine bunte Postkarten, die sie uns während ihrer Reise in den Briefkasten am Plattenteller legt.

07
Yoshinori Hayashi
Pulse Of Defiance

Smalltown Supersound

Was für eine Reise. „House“-Alben sind immer dann am Besten, wenn sie trotz der vielen Genre-Haltestellen immer noch mit dem selbstgebauten Navi des:der Künstler:in durchs Ziel kommen. Keine halben Sachen beim Japaner, der jedem Track eine Sonderbehandlung gönnt und dabei die Handschrift nicht vergisst. Kleinere Piano-Pluckerer, Acid, Stones-Throw-Type-Beats, verlangsamter 90s-Garage, elektronische Variationen von Kammermusik, Bass und alles greift formschön ineinander.

06
The Zenmenn
Enter The Zenmenn

Music From Memory

Normalerweise kümmert sich Music From Memory um vergessene Musik bzw. Musik, die es überhaupt nie schaffen durfte vergessen zu werden. Ein Schicksal, das dieses komplett irre Album der Zenmenn bitte nicht ereilen soll, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die Reissue-Fächer in 30 Jahren voll von diesem verkannten Klassiker in the making sein dürften. Es klingt wie irgendwann zwischen 1977 und 1994 aufgenommen, dabei ohne Angst vor Kitsch, schon gar nicht auf „Hommage To A Friendship“, dem momentan vielleicht schönsten Song der Welt. Die meisten Songs sind loungige Menü-Musik-Instrumentals, die Einflüsse anderer Kontinente spazieren tragen. Die perfekte Midnight Music.

05
Joy Orbison
still slipping vol.1

Hinge Finger

Zwischen 2009 und 2013 war Joy Orbison jedes Jahr für einen der Tracks des Jahres verantwortlich und hat mehr Gutes für meinen Plattenschrank und diese ganze End-00er-Bass-Suppe getan als jeder andere. Ein Album wurde eigentlich weder gebraucht noch erwartet – schön also, dass es mehr Familienalbum und Mixtape wurde. Eltern, Schwester, Onkel und Tanten. Alle finden in Samples und Sprachnachrichten auf dieser Platte Platz und unterbrechen sowie begleiten sanfte Bass-Beats, warme IDM-Waber-Tracks, 2-Step- und Garage-Schleifen und Soul wie in seinen UK-Funky-Tagen.

04
black midi
Cavalcade

Rough Trade

Diese wahnwitzige Lieblings-Band in ihrer Entwicklung von Art-Rock-Jazz-Chaoten hin zur Las-Vegas-Showband zu beobachten war nicht weniger als Glückseligkeit. Songs, die sich überschlagen, verknotete Rhythmen, Noise-Attacken, verspielte, sensible und teils kitschige Momente, aber in dem Maße fast noch eine Spur fordernder als der Vorgänger, nur nicht minder großartig. Album 3 liegt ja schon seit Monaten rum und wird heiß erwartet, aber bitte lasst euch noch einmal von „Marlene Dietrich“ ins Herz stechen und werft zu „Dethroned“ die Air Drums an. Getragen wird das mal wieder von Greeps strangen Texten und natürlich von Drummer Morgan, der erneut unmöglichste Parts aneinanderreiht.

03
Suzanne Kraft
About You

Melody As Truth

Herrera schwebt als Suzanne Kraft immer über den Club-Dingen. Dass er jetzt Lust hatte eine in den Sonnenuntergang schielende Sad-Indie-Bedroom-Shoegaze-Pop-Platte zu schreiben, konnte nur funktionieren. Mit Gesang, der kein Stück zu laut sein darf, sanften Drums, Jangle-Gitarren, die immer wieder ins Herz treffen. Kanal-Kaltgetränk-Sonnenuntergangs-Sounds. Irgendwo dahinten springt nochmal jemand ins Wasser, man seufzt sich einen zurecht, weil, ach, ist ja schwierig mit all diesen zwischenmenschlichen Dingen.

02
Vivian Koch
Beyond Contact

AD93

Zwei Jahre nach ihr ersten Mini-LP legt die Berlinerin ein Album vor, dass sich jede:r anhören sollte, der:die daran denkt, es doch mal selbst mit diesem breaky IDM zu versuchen. Ambient-Electronica mit strahlenden Flächen, die in Breaks aufgehen oder mit Beats nicht viel zu tun haben wollen und eine wundervolle Atmosphäre schaffen. Als wären Vangelis damals auf die Artificial Intelligence Compilations von Warp gekommen. Ein Sound, in dem man sich verlieren kann und ein Album, das nicht nur aufgrund der knappen Länge immer und immer wieder angeworfen werden will. Wunderschöne Musik. Nicht mehr, nicht weniger.

01
Black Country, New Road
For The First Time

Ninja Tune

FOR THE FIRST TIME ist das Album des Jahres, weil es der Schlusspunkt einer Ära ist, die mich in den letzten drei Jahren wie nichts anderes begeistert und begleitet hat. Es ist das Album des Jahres, weil es mir noch einmal gezeigt hat, wie unverschämt talentiert diese spektakulärste aller „Windmill“-Bands eigentlich ist und wie dankbar ich dafür sein muss, 2017 zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen zu sein, um ihre Vorgängerband im Vorprogramm zu sehen. FTFT ist das Album des Jahres, weil das Chaos der Musik auf die Generation trifft, die es porträtiert. Weil der Mix aus Spoken Word, Post-Punk Jazz und Klezmer-Musik auch auf Platte gepresst wie einer der jahrelang gehypten Live-Auftritte daherkommt, für die sie berühmt wurden. Es ist trotz des neuen „Sunglasses“ das Album des Jahres, weil ein Song dieser Gewalt auch in der neuen Version zwar nicht die Klasse des Originals erreichen kann, aber mit neuen Ideen unsterblich bleibt. Es ist das Album des Jahres, weil, hier muss ich kurz die eigene Review zitieren, „wir Isaac Wood dabei zuhören, wie er als einer der momentan spannendsten Texter Middle-Class-Depression, Popkultur-Arroganz und Gen-Z-Dekonstruktion in sein leidendes Sprechsingen legt. Die Songs sind zu gleichen Teilen Shit-Posts und messerscharfes Generationen-Porträt, verstecken sich mal hinter Ironie, nur um dann aufzureißen, wenn es weh tun darf. Dabei flirren die Saxofone und Violinen in Songs umher, die nie da enden, wo sie begonnen haben. Sie lassen Raum für dramatische Pausen, geben sich wie in „Opus“ aber auch dem Exzess hin“. Es ist das Album des Jahres, weil „Track X“ mitsamt Video ein merkwürdig-nostalgisches Rural America-Bild zeichnet und es alles nicht mehr schöner werden kann, weil „Science Fair“ nicht aufhören will zu rennen, weil in wenigen Wochen mit dem neuen (fantastischen) Album alles von vorn beginnt und weil diese Platte noch einmal für das stehen darf, was die letzten drei Jahre ausgezeichnet haben. Es ist das Album des Jahres, weil keine Musik in diesem Jahr besser war.

01_ Black Country, New Road – For The First Time
02_ Vivian Koch – Beyond Contact
03_ Suzanne Kraft – About You

04_ black midi – Cavalcade
05_ Joy orbison – still slipping vol. 1
06_ The Zenmenn – Enter The Zenmenn
07_ Yoshinori Hayashi – Pulse Of Defiance
08_ Yu Su – Yellow River Blue
09_ Squid – Bright Green Field
10_ Miljon – Don’t They Know

11_ Placid Angles – Touch The Earth
12_ Anika – Change
13_ Skee Mask – Pool
14_ Sky H1 – Azure
15_ Grouper – Shade
16_ Lauer – Answers 2 Trouble
17_ Dry Cleaning – New Long Leg
18_ Fuga Ronto – Greatest Treasures
19_ Andy Stott – Never The Right Time
20_ Low – Hey What

21_ Nation of Language – A Way Forward
22_ Bruxas – Muscle Memory
23_ Madlib – Sound Ancestors
24_ Virginia Wing – private LIFE
25_ Lone – Always Inside Your Head
26_ Loveshadow – s/t
27_ Sophia Kennedy – Monsters
28_ Moritz von Oswald Trio – Dissent
29_ Makthaverskan – För Allting
30_ Elsa Hewitt – Lupa

31_ Pauline Anna Strom – Angel Tears In Sunlight
32_ Moin – Moot!
33_ Sissi Rada – Nanodiamond
34_ The Bug – Fire
35_ Floating Points – Promises
36_ Dean Blunt – Black Metal 2
37_ Ka – A Martyr’s Reward
38_ Erika de Casier – Sensational
39_ Lost Girls – Menneskekollektivet
40_ Crystal – Reflection Overdrive

41_ Shackleton – Departing Like Rivers
42_ Helado Negro – Far In
43_ Eris Drew – Quivering In Time
44_ Howie Lee – Birdy Island
45_ Tirzah – Colourgrade
46_ KMRU – Logue
47_ Superabundance – s/t
48_ Leif – 9 Airs
49_ Kedri Livanskiy – Liminal Soul
50_ FYI Chris – Earth Scum

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